Normalerweise stelle ich in dieser Kategorie Apps vor, die Spaß machen und unterhalten sollen. Doch gerade bei Kindern ist es wichtig, die digitale Welt auch einmal auszublenden. Über die Folgen von übermäßigem Handy-Konsum streiten Wissenschaftler. Wie eine Studie der Universität Bonn herausfand, hat eine übertriebene Handynutzung durchaus negative Effekte. Die Folgen sind eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne, ein schlechteres Gedächtnis und einen steifer Nacken. Ist das Handy dann mal ausgeschaltet, tritt als Entzugserscheinung die sogenannte „FOMO“ auf. Dies steht für Fear Of Missing Out und beschreibt ein Gefühl der Beklemmung und Nervosität, da man bei ausgeschaltetem Handy etwas verpassen könnte.
Deshalb stelle ich euch heute eine simple Möglichkeit vor, die Handysucht zu bekämpfen. Die App nennt sich Forest und soll euch dazu motivieren, euer Handy auch mal liegen zu lassen und euch auf andere Dinge zu konzentrieren.
Eine App, die euch vom Handy fernhalten soll?
Klingt komisch, funktioniert aber relativ simpel. Ziel des Spiels ist es, einen eigenen kleinen Wald zu pflanzen und wachsen zu lassen. Öffnet ihr die App, werdet ihr dazu aufgefordert einen kleinen Baum zu pflanzen. Der kleine Steckling braucht allerdings Zeit und Ruhe zum Gedeihen. Wie lange, das könnt ihr euch aussuchen.
Das Zeitfenster kann über einen Schieberegler zwischen 10 und 120 Minuten ausgewählt werden. Je länger die Wartezeit, desto höher der Baum.
In dieser Zeit dürft ihr „fast“ keine anderen Apps verwenden oder euch sonst irgendwie mit dem Smartphone beschäftigen. Ein freundliches „Leave me alone!“ legt euch nahe, dass Handy auf die Seite zu legen. Sobald die App geschlossen oder per Task-Manager in den Hintergrund verfrachtet wird, stirbt euer kleiner Baum. Zurück bleibt ein vertrocknetes Gestrüpp, welches euch immer an euer Fehlverhalten erinnert.
Es gibt allerdings eine Whitelist, in der Apps gespeichert werden können, die man nutzen kann, obwohl der Baum gerade wächst. Ein zweischneidiges Schwert. Denn wer WhatsApp, Facebook und Co. Auf die Whitelist setzt, hat den Sinn der App verfehlt. Für unverzichtbare Apps wie Telefon oder Terminkalender ist dies aber sicher sinnvoll. Hier ist etwas Disziplin und eigener Wille gefragt.
Und das soll klappen?
Im Selbsttest funktioniert das ganze sehr gut. Ich habe lediglich das Telefonieren als Ausnahme für Notfälle in die Whitelist eingetragen. Wenn schon, dann richtig!
Als erstes pflanzte ich einen 30 Minuten-Baum. War ok. Danach wagte ich mich an einen 2 Stunden-Baum. Bei dem Gedanken, mein Handy 2 Stunden lang nicht benutzen zu können, ohne einen Baum zu töten, wurde ich etwas nervös. Direkt fielen mir Sachen ein, die ich noch schnell erledigen „müsste“. Ich habe mir allerdings strikt vorgenommen, die 2 Stunden durchzustehen. Nach kurzer Zeit fiel mir dann auch auf, dass die Sachen, die ich noch erledigen wollte, doch nicht so wichtig waren.
Die App führt einem ein bisschen vor Augen, wie sehr man sich an das ständige Nutzen des Handys gewöhnt hat.
Einen gewissen sozialen Aspekt und Motivation bietet die App allerdings trotzdem. Der eigene Wald kann mit denen von Freunden verglichen werden. Je länger das Handy liegen bleibt, desto größer werden die Bäume und man erhält „Seeds“ mit denen neue Bäume, z.B. mit Vogelnest oder ein japanischer Kirschbaum, freigeschaltet werden können. So kann man sich gegenseitig dazu anstacheln, sich immer weniger mit dem Handy zu beschäftigen.
Was kostet der Spaß?
Die App an sich ist im PlayStore kostenlos. Für die iOS Version werden 1,99€ fällig. Allerdings beinhaltet die App einige kostenpflichtige Zusatzfunktionen, die aber nicht wirklich notwendig sind.
Einzig die Werbung ist teilweise etwas nervig, da man schnell mal versehentlich auf einen Werbebanner drückt. Kleiner Tipp: Flugmodus anschalten
Fazit: Ich finde Forest auf jeden Fall empfehlenswert. Die App ist zwar keine Wundertherapie für die Smartphone-Sucht, hilft aber dabei, sich überhaupt einmal mit dem eigenen Verhalten auseinander zu setzten. Gerade für Kinder ist es sicher eine super Motivation, den eigenen kleinen Wald wachsen zu sehen und ihn stolz Anderen zu zeigen. Ein eigener Wille und etwas Disziplin sind allerdings schon nötig, damit die App ihr Potenzial überhaupt erst entfalten kann. Alle Apps, die einen ablenken, auf die Whitelist zu packen ist kontraproduktiv. Für Härtefälle eignet sich die Kombination Forest + Flugmodus.
Alles in Allem eine App, die es sicher Wert ist, einmal ausprobiert zu werden.